Hallo zusammen!
Pracht statt Plage: Schnecken fürs Aquarium liegen im Trend.
In der Regel reagieren Aquarianer genervt, wenn sie in ihren Becken plötzlich Schnecken entdecken.
Denn meistens handelt es sich dabei um mit Wasserpflanzen eingeschleppte Exemplare - ungebetene Gäste, die sich womöglich noch explosionsartig vermehren.
Doch mittlerweile erstehen viele Aquarienbesitzer Schnecken ganz bewusst und setzen sie in ihre Bassins. Die Wirbellosen liegen im Trend.
Aber warum Schnecken? Sie sind nützlich, und es gibt außerordentlich hübsche Arten.
«Sie fressen die Algen im Aquarium», sagt Friedrich Bitter, Autor der «Schnecken-Fibel» aus Geeste (Niedersachsen).
Und Turmdeckelschnecken beispielsweise lockern den Boden auf, ohne Pflanzenwurzeln zu beschädigen.
So gedeihen Pflanzen in einem Aquarium mit Turmdeckelschnecken-Population Bitter zufolge deutlich besser.
«Schnecken sind gute Abfallverwerter», sagt Maike Wilstermann-Hildebrand,
Gartenbau-Ingenieurin und Schnecken-Expertin aus Warendorf. Das heißt, die Tiere fressen zu Boden gesunkenes Fischfutter oder Pflanzenreste.
Viele Wasserschnecken ernähren sich vom sogenannten Detritus - das ist zerfallene organische Substanz.
In einem normalen Aquarium muss daher in der Regel kein zusätzliches Futter für die Schnecken gegeben werden.
«Zur Zeit sind Arten wie die Zebranapfschnecke und die Turmdeckelschnecke beliebt», sagt Lena Hüsemann vom Online-Shop Zooplus mit Sitz in München.
Beide Arten fressen keinerlei Aquariumpflanzen, sondern ernähren sich von Futterresten und Algen. «Die Zebranapfschnecke zum Beispiel ist eine ideale Lösung bei Algenproblemen,
da sie sich fast ausschließlich von Algen ernährt.»
Sind Schnecken denn nicht ein wenig langweilig? Keineswegs, findet Fachbuchautor Bitter: «Die Tiere sind in der Lage, sich sehr elegant über glatte Flächen gleitend fortzubewegen.» Bei größeren Arten sind die Gelege zu sehen. Und dann gibt es zum Beispiel Raubschnecken. Sie verfolgen Bitter zufolge zwei Strategien, um andere Schnecken zu ihrer Mahlzeit zu machen: Auflauern oder Verfolgen. Ist die potenzielle Beute nahe genug, greift die Raubschnecke mit ihrem «Fuß» zu und saugt sie mit einem speziellen Organ aus.
Besonders hübsche Arten gibt es zum Beispiel in der Familie der Ampullariidae, den Apfelschnecken. Wer jedoch Wert auf ein besonders grünes Aquarium legt, verzichtet vielleicht lieber auf Apfelschnecken. Sie fressen auch Pflanzen, warnt Bitter. Das gelte vor allem für die Art Marisa cornuarietis, die besonders viel Futter in Form von Pflanzen vertilgt. Apfelschnecken passen daher gut in Buntbarschbecken, bei deren Ausstattung ohnehin oft auf Pflanzen verzichtet wird, weil auch die Fische das Grün fressen würden.
Es gibt 170 Arten von Apfelschnecken, weiß Schnecken-Expertin Wilstermann-Hildebrand. Davon ließe nur eine einzige die Pflanzen unangetastet: Pomacea bridgesii, die Goldene Apfelschnecke. Keine Sorge um ihre Pflanzen müssen sich Aquarianer machen, wenn sie etwa Geweihschnecken der Gattung Clithon im Becken haben. Das gilt in der Regel auch für Tiere der Familie Neritidae, den sogenannten Kahnschnecken.
In herkömmlichen Gesellschaftsaquarien, in denen zum Beispiel Neonfische und ein paar kleine Welse leben, kann man Schnecken als zusätzliche Bewohner gut halten. Wer jedoch große Schmerlen oder Kugelfische besitzt, braucht entweder sehr große Schnecken, oder er verzichtet ganz auf die Wirbellosen, da die genannten Fischarten sie auf ihrem natürlichen Speiseplan haben. «Schmerlen drehen Schnecken um und holen sie aus ihrem Gehäuse», erklärt Wilstermann-Hildebrand. Auch in der Gesellschaft von Krebsen und großen Garnelen überlebten Schnecken nicht lange.
Ihre steigende Popularität bei Aquarianern haben Wasserschnecken wahrscheinlich auch der Tatsache zu verdanken, dass sie - wenn sie nicht gerade zu den ganz großen Exemplaren gehören - in sogenannten Nanobecken mit weniger als 60 Litern gehalten werden können. «Gekauft werden Schnecken vor allem von Frauen», sagt Fachbuchautor Bitter. Zu finden sind sie in gut sortierten Zoohandlungen.
Mittlerweile hat sich jedoch auch der Online-Versand etabliert. Dort müssen meist mindestens fünf Exemplare erstanden werden. Das entspricht laut Bitter in neun von zehn Fällen auch der georderten Menge. Für rund 16 Euro gibt es zum Beispiel fünf Raubschnecken. Die Zebranapfschnecke ist sogar etwas günstiger.
Und was tut man, wenn sich die Tiere zu stark vermehren? Auf den Einsatz von chemischen Anti-Schneckenmitteln, die auf Kupfer als Wirkstoff basieren, sollte man möglichst verzichten. «Kupfer tötet nicht nur die Schnecken, sondern auch die im Filter gewünschten Bakterien», erläutert Maike Wilstermann-Hildebrand. Darüber hinaus belasten die getöteten Tiere das Wasser. Eine Alternative ist, einige Raubschnecken einzusetzen, eine andere, die Tiere zum Beispiel mit Futtertabletten zu locken und dann abzusammeln. Denn wirklich schnell sind Schnecken ja nicht gerade.
Wasser sollte für Schnecken nicht zu weich sein
Zum Aufbau ihres Hauses benötigen Schnecken Kalzium. Deshalb darf das Wasser nicht zu weich sein, warnt Lena Hüsemann vom Online-Shop Zooplus in München.
«Die Tiere kommen mit neutralem Wasser meist besser zurecht.» Ideal sei hartes Wasser.
Literatur: Friedrich Bitter: Schnecken-Fibel - Attraktive und nützliche Tiere im Süßwasseraquarium, Dähne Verlag, 14,80 Euro, ISBN 978-3-935175-45-6.
Gruss
Frank