Hallo zusammen,
von Zeit zu Zeit taucht das Thema "Zusätzliche Luftpumpe und Ausströmer sinnvoll oder nicht" in den gängigen Foren wieder auf und wird kontrovers diskutiert.
Da gibt´s die eine Fraktion, die sagt, "Hab ich nie gehabt und brauche ich auch nicht",
eine andere (zu der ich mich auch zähle) sagt "Absolut sinnvoll und zu empfehlen".
Leider geistern bei diesen Diskussionen auch immer mal ein paar Foren-Schlauies herum,
die einen derart blödsinnigen Quark von sich geben, dass es mich schon regelrecht ärgert.
Ich habe mir jetzt gesagt " ES REICHT - ICH SCHAFFE JETZT FAKTEN! "
Welche Aussagen meine ich? Nun da habe ich in den letzten Monaten Statements gelesen wie:
Eine Membranpumpe mit Ausströmer bringt gar nix, weil ....
... die Luftblasen im Wasser viel zu klein sind, als dass sie das Wasser mit Sauerstoff anreichern könnten...
...die Luftblasen im Wasser viel zu kurze "Kontaktzeiten" im Wasser haben um mit O2 anzureichern...
...die Luftblasen ja nur die Oberfläche bewegen...
...die einzig wahre Methode der Sauerstoffversorgung eine gute Oberflächenbewegung sei...
Das ärgerliche ist dabei in erster Linie, dass solche Aussagen von Dritten aufgeschnappt und fleißig im Internet verbreitet werden.
Versucht man, diese Missverständnisse aufzuklären, muss man sich noch komische Sprüche anhören.
Also ist es am einfachsten, ich gehe mal mit gutem Beispiel voran und BEWEISE reproduzierbar,
dass ein Ausströmer eine ganz ausgezeichnete Wirkung haben kann.
Daher habe ich eine Messreihe über die Sauerstoffsättigung in einem Aquarium angefertigt.
Gemessen wird die Sauerstoffsättigung mittels Tröpfchentest zu verschiedenen Zeiten. Mir ist dabei klar,
dass eine Sauerstoffsättigung mittels Elektronik wesentlich genauer zu messen wäre,
aber für diese Zwecke reicht´s und ich wollte mir zugegebenermaßen nicht extra für diesen Versuch ein Messgerät kaufen.
Der PH-Wert wurde elektronisch gemessen.
Der Versuchsaufbau:
- Ein 200l-Aufzuchtbecken wird massiv mit Nachzuchten überbesetzt um maximale Sauerstoffverbraucher und CO2-Produzenten im Wasser zu haben.
Das Becken wird regulär mit einem Luftheber und HMF gefiltert.
- Zuerst wird die "normale" Sauerstoffsättigung bei regulärem Betrieb gemessen.
Nicht ganz 10mg ist für das Wasser bei dieser Temperatur der bestmögliche Wert. Geht nicht besser - mein Luftheber sorgt also für optimale Sättigung.
- Um 10.30 Uhr beginnt der Test. Der Luftheber wird außer Betrieb genommen. Es gibt also keine Luftzufuhr und keine Oberflächenbewegung mehr.
- In Intervallen werden O2-Sättigung und PH-Wert gemessen.
Hier die Tabelle:
[table='Uhrzeit, Sauerstoff-Sättigung in mg, [lexicon]PH[/lexicon]-Wert'] 10.30 knapp 10 8,3 11.00 7 8 11.30 6 7,8 12.00 5 7,7 13.00 4 7,6 14.00 4 7,5 15.00 3 7,4 Abbruch
Da die Werte um 15.00 Uhr kritische Werte erreicht haben, wird der Test abgebrochen.
Zu diesem Zeitpunkt ist kein Tier zu Schaden gekommen, aber man konnte erkennen, wie sich die Tiere tendenziell in den oberen Wasserschichten aufhielten.
Was man sehr schön erkennen kann, ist, dass sich die Werte anfangs im 30-Minutentakt drastisch verschlechtern, sich später die Verschlechterung verlangsamt.
Hier dürfte der natürliche Gasaustausch über die Oberfläche greifen, der sich natürlich verstärkt, wenn die Potentiale an Unterschied zunehmen.
Nichtsdestotrotz reicht der Gasaustausch bei ruhender Oberfläche nicht aus, um die Tiere am Leben zu halten.
Jetzt, da sich das Becken in einem dramatischen Zustand befindet, dürfte - wenn die oben erwähnten Foren-Schlauies recht hätten - sich nicht viel ändern, wenn ich einen Ausströmer ins Becken gebe.
Also rein damit - ganz weit am Rand. Betrieben wird er mit einer 08/15 Membranpumpe, die angeblich 200l/h Luft leisten soll.
Den Ausströmer musste ich mit einem halben Blumentopf beschweren, damit er im Wasser auf den Boden sinkt. Ist also ein ganz kleiner Stein.
Die erste Messung bereits nach 10 Minuten:
[table='Uhrzeit, Sauerstoff-Sättigung in mg, [lexicon]PH[/lexicon]-Wert'] 15.10 5 7,5 15.20 7 7,8 15.45 9 8,0
Nach einer guten dreiviertel Stunde war der ganze Spuk vorbei. Die Werte waren fast auf optimale Werte zurückgelangt.
Dafür, dass ein Sprudelstein angeblich sinnlos sein soll, ein ganz ausgezeichnetes Ergebnis.
Ich hoffe, ich konnte damit den Beweis antreten, dass eine zusätzliche Luftversorgung durchaus einen Effekt hat
und bei Ausfall der Pumpe für die Oberflächenbewegung ein Becken am Leben halten kann.
Und der Vollständigkeit halber : Jaaaa, eine starke Oberflächenbewegung ist auch ganz toll und wem das genügt, der soll damit glücklich werden.
Mir ging es bei diesem Versuch darum, die Falschaussagen zu der zusätzlichen Luftversorgung zu widerlegen.
Hier noch der Link zu meinem thematisch passenden Artikel zum Thema Gasaustausch : Grundlagen - Gasaustausch - Aquarienbelüftung