Allgemeines zur Gattung [definition=108]Aulo[/definition]nocara
Bericht von Rüdiger Müller
Die Gattung [definition=108]Aulo[/definition]nocara, auch Kaiserbuntbarsche genannt (nicht verwechseln mit den Kaiserfischen, die sind Meerwasserfische!), kommt nur im Malawisee vor. Zu ihnen gehören einige der schönsten Aquarienfische überhaupt.
Gerade wegen ihrer steigenden Beliebtheit möchte ich hier einmal etwas allgemeiner auf diese Tiere eingehen, spezielle Artbeschreibungen werden in gesonderten Beiträgen folgen, da ansonsten die Übersichtlichkeit doch etwas leiden würde!
In der Aquaristik sind einige [definition=108]Aulo[/definition]nocara-Arten bekannt, leider ist es aber üblich, sie mit sogenannten „Handelsnamen" zu versehen, was folgende Nachteile mit sich bringt:
1. Diese Namen sind quasi nicht „genormt", es gibt oft die gleichen Tiere unter mehreren Bezeichnungen.
2. Anhand dieser Namen ist sehr oft keine eindeutige Zuordnung zu einer bestimmten Art möglich.
3. Verschiedene Standortvarianten ein und derselben Art laufen unter sehr verschiedenen Bezeichnungen.
Es wäre daher sehr empfehlenswert, sich auf die Verwendung der wissenschaftlichen Namen zu einigen, denn dann wäre die ganze Sache sehr viel übersichtlicher und eindeutiger. Leider wird dies, wenn es überhaupt jemals dazu kommt, noch recht lange dauern.
Aber selbst bei der Vergabe der wissenschaftlichen Namen tritt noch ein weiteres Problem auf. Da der Malawisee eine riesige Ausdehnung hat, die verschiedenen Fangstationen aber nicht den gesamten Uferbereich befischen, kann es immer wieder einmal vorkommen, daß plötzlich neue Fische gefangen werden, die dann erst eingruppiert werden müssen. Oft sind die Tiere dann schon im Handel und in unseren Aquarien, bevor sich die Wissenschaftler über die korrekte Namensgebung einig sind. Wenn sie aber schon gehandelt werden, brauchen sie natürlich auch einen Namen. Den kreiert dann eben der Händler. Diesen Namen wieder aus den Köpfen der Leute zu bekommen, ist meist äußerst schwer bis unmöglich.
So, das war´s zum Thema Namensgebung.
Jetzt wollen wir uns dann endlich mal den Fischen selbst zuwenden.
Grob gesagt kann man die [definition=108]Aulo[/definition]nocaras in zwei ökologische Gruppen einteilen, nämlich die Fels-[definition=108]Aulo[/definition]nocaras und die Sand-[definition=108]Aulo[/definition]nocaras. Diese Einteilung wählt man aufgrund der bevorzugten Lebensräume der Arten.
Die Fels-[definition=108]Aulo[/definition]nocaras trifft man vorwiegend in der Übergangszone zwischen Fels- und Sandgrund an, wo sie in allen möglichen Tiefen bis ca. 40 m vorkommen. Zu dieser Gruppe gehören eigentlich alle im Handel befindlichen Arten, die bei uns importiert bzw. gezüchtet werden.
Die Sand-[definition=108]Aulo[/definition]nocaras hingegen leben in den tieferen Regionen des Sees, wo der Grund fast nur aus Sand besteht. Die Wassertiefe beträgt dort meist mehr als 50 m, was verständlich macht, daß der Fang dieser Tiere nicht ganz so einfach ist. Für die Aquaristik spielt diese Gruppe praktisch keine Rolle, da wohl bisher noch kein solches Tier in unsere Aquarien gelangt ist.
Wer beabsichtigt, sich mit der Haltung und der Zucht von [definition=108]Aulo[/definition]nocaras zu befassen, der sollte ein paar Dinge beachten.
Die meisten Vertreter der Kaiserbuntbarsche sind recht friedlich, jedenfalls für Barschverhältnisse und gegenüber anderen Gattungen. Das ist aber auch ihr Problem. Wer sich ein Barschbecken einrichtet, in dem auch recht rabiate Vertreter der Mbunas drin sein sollen, der sollte auf [definition=108]Aulo[/definition]nocaras lieber verzichten, denn die armen Kerle kommen dann meist nicht recht zur Geltung und werden sehr oft gehetzt. Solchermaßen unterdrückte Vertreter werden auch nicht durch prächtige Farben beeindrucken. Auch ihr Verhalten kommt nicht recht zur Entfaltung, so daß dann oft das ungerechte Urteil gefällt wird, die seien ja eher langweilig und auch nicht besonders schön gefärbt. Dafür sind die Fische dann allerdings nicht verantwortlich, sondern eher der Aquarianer! Wer dies also unbedingt tun möchte, dem sei geraten, ein sehr großes Becken zu erwerben und auf „Raufbolde" eher zu verzichten.
Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, daß die Unterscheidung der Weibchen der verschiedenen Arten oft sehr große Schwierigkeiten macht. Dem, der nicht züchten will, mag dies ja egal sein. Da aber die Männchen mangels einer geeigneten Partnerin oft alles anbalzen, was irgendwie nach [definition=108]Aulo[/definition]nocara-Weibchen aussieht, und diese Weibchen dann irgendwann vielleicht mit eben diesen „falschen" Männchen doch ablaichen, kommt es dann sehr häufig zu Kreuzungstieren, die vielleicht sogar besonders schön sind, aber eben nicht artenrein. Weil die dann aber nicht selten weitergegeben werden, hat man in Bezug auf die Artenreinheit bald ein echtes Problem. Der verantwortungsvolle Züchter sollte also darauf achten, daß er artgleiche Tiere zusammenhält.
Das ist oft nicht ganz leicht, denn beim Kauf kann es schon passieren, daß man die falschen Weibchen erhält, weil der Händler oder Züchter die richtigen gerade nicht hat. Da wird dann auch schon mal „umetikettiert", nur damit man was kauft. Achtet also darauf, daß Ihr einen seriösen Händler oder Züchter findet, dem Ihr auch vertraut. Wenn alle Weibchen durcheinander in einem Becken schwimmen und er angeblich genau weiß, welches Weibchen zu welcher Art gehört, dann geht lieber wieder, denn das ist fast wie Lotto spielen, zumal die Tiere oft auch noch recht jung sind. Da ist definitiv fast nix in Bezug auf die Artzugehörigkeit zu erkennen!
Da gibt es aber gleich eine weitere Schwierigkeit, nämlich die verschiedenen Standortvarianten. Hierbei handelt es sich zwar um Vertreter der selben Art, die aber in voneinander isolierten Populationen an teilweise hunderte Kilometer voneinander entfernten Regionen des Sees leben. Diese sind farblich oft verschiedener als Angehörige zweier unterschiedlicher Arten. Wenn Ihr also eine Abbildung eines [definition=108]Aulo[/definition]nocaras seht, Euch die Art merkt und dann den kaufen wollt, steht Ihr oft vor optisch total anderen Tieren. Das ist dann kein Beschiß, sondern es handelt sich wahrscheinlich um versch
iedenen Standortvarianten. Achtet also auch darauf, besonders wenn Ihr Jungtiere kauft, die noch nicht ausgefärbt sind, sonst kommt an Ende was ganz anderes raus, als Ihr wolltet.
Zum Abschluß noch ein sehr gutes Buch mit vielen hervorragenden Farbbildern von den verschiedenen [definition=108]Aulo[/definition]nocaras (aber auch von vielen anderen Gattungen des Malawisees):
Atlas der Malawicichliden, Bd.1 von Ad Konings, leider etwas teurer (so um 100.-DM).
Ich habe meinen aus Ebay-Auktion für die Hälfte gekriegt, ist halt immer so eine Sache mit gebrauchten Büchern, ich hatte großes Glück, das Ding ist absolut neuwertig.
So, für heute war es das. Zu einzelnen Arten werden demnächst noch gesonderte Beiträge erscheinen. Wer Interesse hat, kann ja ab und zu mal reinsehen.
Bis dahin wünsche ich Euch viel Erfolg mit Euren Aquarien!
Fazit:
Vorteile: schöne Fische, relativ verträglich, leicht züchtbar
Nachteile: werden recht leicht von anderen Barschen unterdrückt, verwirrende Namensgebung.
Gruß
Werner