Hallo Forengemeinde,
ich habe den Eindruck, dass diesem Thema nicht die Bedeutung beigemessen wird, die es verdient.
Vorab möchte ich an ein älteres Beispiel erinnern, der Baumschutzverordnung. Als die Grünen begannen die Rathäuser in NRW zu stürmen, setzten sie in vielen Kommunen eine BaumschutzVO durch. Damit sollten Bäume vor willkürlichem Fällen bewahrt werden. Gartenbesitzer standen auf einmal vor dem Problem, dass sie über ihr eigenes Grundstück nicht mehr frei verfügen konnten. Ein starker Eingriff in das Eigentumsrecht, aber mit dem Schutz der Natur begründet. Was ist das Ergebnis: Ein Grundstückseigentümer, der einmal vor dem Genehmigungsverfahren mit Ersatzpflanzung stand, pflanzt keine geschützten Baumarten mehr bzw. lässt sie nicht mehr so groß werden. Die Artenvielfalt der Bäume in privaten Gärten ist drastisch zurückgegangen. Grundstücke mit altem Baumbestand sind schlechter zu verkaufen. Ein völlige grüne Schnapsidee.
Im Folgenden unterstelle ich, dass die Positivliste weniger dem
Tierschutz (Tierquälerei) sondern dem Artenschutz (Biodiversität) dienen soll.
Die Politik
Natürlich gibt es die Diskussion um Positiv- und Negativlisten schon eine gefühlte Ewigkeit. Positvlisten haben den Nachteil, dass sie nur wenige Tiere zulassen werden und es eine bestimmte Art schwer haben wird, auf die Liste zu schaffen. Wer will das im fernen Importland Deutschland entscheiden? Oder wäre ein Kriterium die wissenschaftliche Beschreibung, wäre alle "Specs" schon per se nicht drauf. Eine Neuentdeckung müsste hinten anstehen.
Negativlisten haben dem verwaltungstechnischen Nachteil: Wer soll beim Zoll entscheiden, ob es sich nun um die eine verbotene Art handelt oder doch um irgendeine nicht weiter bekannte neue oder um eine nahe verwandte Art? Bei der Vielzahl der importierten Tiere, mit seinen Unterarten, Standortvarianten und wissenschaftlich noch nicht bestimmten Arten eine Herkulesaufgabe. Der Anreiz durch falsche Fundortangaben und Artbezeichungen den Zoll auszutricksen wäre recht groß, ein irrer Prüfungsaufwand die Folge. Negativlisten so sinnvoll sie in der Theorie sein mögen, haben praktisch keine Chance.
Selbstverständlich kann ich mich darauf zurückziehen, dass
Parteiprogramme noch keine Gesetze sind. Aber sie sollen es werden. An
was soll ich Parteien messen, wenn nicht an ihren Programmen, also an ihren erklärten Vorhaben? Wenn ich
davon ausgehen kann, dass sie ihr eigenes Programm gar nicht umsetzen
wollen, darf man sie nun auch nicht wählen, wenn einem die anderen
Programmpunkte gefallen. Die Tatsache, dass der potentielle
Koalitionspartner, genau dieses Thema nicht nur nicht ausschließt
sondern auch noch genau so sieht, macht es nicht besser.
Der ein
oder andere mag sich ja mit domestizierten Aquarienfischen
(Korallenplaty, Marmorskalar und Ancistrus sp.) zufrieden geben. Ich
empfinde das als unverschämten Eingriff in mein Privatleben. Welcher
noch dazu "gut gemeint" ist, also "stümperhaft gemacht". Ein Beschränkung
der Heimtierhaltung halte für ausgesprochen kontraproduktiv und führe
das unten weiter aus.
Die Kontrolle:
Nein, sie werden nicht bei Privatpersonen in die Aquarein sehen und die Arten bestimmen wollen. Sie werden den Importhandel trocken legen.
Die Gefahren:
Nach und nach werden die aquaristisch vorhandenen Arten und besonders die Standortvarianten aussterben, sich mit anderen vermischen oder sich von der Ursprungspopulation genetisch entfernen. Siehe auch den Vortrag von Dr. Staeck bei den Malawitagen. Ein Beispiel hier. Außerdem seien der O. Lithobates sulfurhead und der S. fryeri. Von beiden Arten sind Varianten im Umlauf, die sich nicht mehr auf bestimmte Standortvarianten zurückführen lassen und höchstwahrscheinlich durchgekreuzt sind.
Haltung von Tieren mit Führerschein oder Sachkundenachweis.
Die Frage ob Tiere artgerecht gehalten werden oder nicht, hat erst mal nichts mit der Frage ob Exot oder Haustier zu tun.
Artenschutz ist Biotopschutz!
Ich kenne keine Fischart, die durch Überfischung für die Aquaristik in ihrem Bestand ausgerottet wurde. Wer anderes weiß, möge das bitte ergänzen.
Spontan fallen mir aber mehrere Fischarten ein, die in ihrem ursprünglichen Lebensraum bedroht sind, für die die Aquarien dieser Welt also zur Arche Noah geworden sind: Allen voran natürlich die vielen Victoriabuntbarsche, die in der Natur bereits ausgestorben sind, ebenso fast alle Wüstenkillis in Mexiko und den USA, bedroht sind aber auch versch. Bettaarten, alle L-Welse, und auch der gemeine Kardinalfisch. Er galt bereits als ausgestorben. All diese Tiere haben gemeinsam, dass ihr Verbreitungsgebiet sehr beschränkt ist und diese Biotope sehr bedroht sind. Wir wissen alle, dass auch die Riffe und damit all ihre Bewohner vom Aussterben bedroht sind, aber auch der Malawisee hat seine Bedrohung #link23#
Eine Postivliste vor 20 Jahren auch nur allein in Deutschland hätte evtl. bedeutet, dass viele Victoriabuntbarsche nicht hätten nachgezüchtet werden können. Einige Arten entstammen wohl ganz wenigen Zuchttieren. Züchter aus Deutschland und den USA spielten beim Erhalt dieser Arten wohl eine wesentliche Rolle. Der Kardinalfisch wird ja quasi "industriell produziert", dass der Unfug in Deutschland keine nennenswerte Bedrohung dieser Art darstellen würde, erst wenn es den Grünen gelingen würde, ihr Vorhaben zu EU-Recht zu machen, müsste man das neu bewerten. Aber wer kann heute schon sagen, ob die Malawis in der Natur nicht schon bald das Schicksal der Victorias teilen und der Aquarienpopulation eine entsprechende Bedeutung zukommt.
Artenschutz also Biotopschutz kann sinnvoll nur im Heimatland erfolgen!
Die L-Welse in Brasilien sind ebenfalls sehr bedroht. Sie kommen häufig in sehr eng begrenzten Gebieten vor. Dort regelt der Staat Brasilien per Ausfuhrgenehmigungen das Thema für jede Art. Die Jungs, die sich darum kümmern, sind Experten auf ihrem Gebiet und sind sich den Interessen der weltweiten Aquarianer aber auch der Bedrohung der jeweiligen Arten durch Zerstörung ihrer Biotope sehr bewusst. Verbieten sie die Ausfuhr einer bestimmten Art, entsteht ein gewisser Druck das entsprechende Biotop zu schützen. Im Amazonasgebiet nicht gerade unwichtig. Außerdem haben sie die Kompetenz, die Ausfuhr auch relativ schnell wieder zu erlauben. Beispielhaft sei hier auf den L-46 verwiesen . Leider sind bei diesem Fisch die Experten noch nicht so weit, durch Zucht eine Aquarienpopulation sicherzustellen. Das Wettrennen zwischen den Biotopzerstörern und den Züchtern ist keineswegs entschieden.
Ganz kritisch steht es um den Teufelskärpfling. Ich hatte einst das Privileg, dieses Tier lebend sehen zu dürfen. Ich schätze, damit werde ich auf absehbare Zeit der einzige in diesem Forum sein. Die Männchen haben ein wunderbares Stahlblau. Auch aufgrund seiner evolutionären Bedeutung wäre es eine Schande, wenn es die Menschheit schafft, dieses Biotop zu vernichten. Sein Vorkommen besteht aus einem einzigen Höhlensystem, das noch dazu recht nährstoffarm ist. Das bedeutet, dass dort eh nicht sehr viele Individuen leben können. Hier hat die Aquaristik meines Wissens es leider nicht geschafft, die Tiere, die tatsächlich in deutschen Aquarien geschwommen sind, nachhaltig zu vermehren. Die Hoffnung basiert nun allein auf die Wissenschaftler und den Staat Nevada.
Fazit:
Die Heimtierhaltung von Exoten und auch die private Aquaristik ist keine Bedrohung der Biodiversität, sondern ein wesentliches Instrument zu deren Erhaltung. Zooprogramme können und müssen sich lediglich auf große plakative und kostspielige Arten wie Pandas, Tiger aber auch die chinesischen Flussdelphine spezialisieren. Für die zahlreichen sonstigen bedrohten Arten, die ihre Liebhaber gefunden haben, gibt es mittelfristig nur diese privaten Liebhaber, die diesen Arten eine Arche bieten können und wollen. Für die vielen, vielen Arten, die für die Heimtierhaltung uninteressant sind, weil total unattraktiv oder technisch nicht zu pflegen, sehe ich schwarz. Tierquäerei hat nichts mit der Frage zu tun, ob der Tierquäler nun Exoten oder Haustiere in seiner Obhut.
Für mich gibt es also zwei gute Gründe gegen die Grünen und ihren potentiellen Koalitionspartner zu stimmen:
1. Die Erhaltung der Biodiversiät (Artenvielfalt)
2. Vermeidung eines weiteren unverschämten Eingriffs in mein Privatleben.
Mein Appell:
Sollten hier Mitglieder der Grünen sein, tragt es bitte in Eure Kreisbezirke. Macht diesem Unfug ein Ende. Viele Naturliebhaber und eigentliches Wählerpotential werden dadurch verschreckt. Aber die Grünen müssen selber wissen, ob die vielen Fachforen, Vereine etc. oder Peta mehr Wählerpotential aufbieten.