Aquaristik ist kein Ikea-Regal, bei dem man einer strikten Anleitung
folgen muss, um am Ende ein festgelegtes Ergebnis zu erzielen.
Nein, gerade in Sachen Besatz, Gestaltung und Technik gibt es unzählige
Möglichkeiten und Varianten, die dieses Hobby so interessant und spannend machen.
Ich denke, du wirst deinen Weg schon finden.
Nichtsdestotrotz gibt es aber auch Dinge, die stehen nunmal fest und
lassen relativ wenig Spielraum. Und zwar sind das die Naturgesetze
von chemischen und biologischen Prozessen.
Ich würde dir daher dringend anraten, dein Vorgehen hinsichtlich des Einlaufens
nochmal zu überdenken.
Für jedes Aquarium ist eine funktionierende Nitrifikation unerlässlich.
Dazu solltest du folgendes bedenken:
Beim Beckenstart sind so gut, wie keine Bakterien, die für einen Stickstoffkreislauf
wichtig sind, vorhanden.
In der Natur der Dinge liegt es, dass sich erst die Bakterienstämme aus der
Gruppe der Nitrosomonas bilden können.
Sie verstoffwechseln das aus den Abfallstoffen der Tiere und des Futters entstehende Ammonium und Ammoniak zu Nitrit.
Durch die hohe Teilungsrate kommt es innerhalb weniger Stunden zu einer
erheblichen Bakteriendichte dieses Stamms und damit verbunden zu einer
erheblichen Bildung des hoch toxischen Nitrits. Bekannt als Nitritpeak.
Erst wenn Nitrit vorhanden ist, kann sich die zweite wichtige Bakterienpopulation
aus der Gruppe der Nitrobacter bilden. Diese wiederum verstoffwechseln das Nitrit
zu dem unkritischen Nitrat.
Bei deinem Vorgehen ist es unvermeidlich, dass die Tiere einen gewissen
Zeitraum lang dem toxischen Nitrit ausgesetzt sind.
Wenn es dumm läuft, misst du tagsüber noch eine unkritische Nitritkonzentration,
die sich über Nacht und dem folgenden Morgen zu einer lethalen Konzentration
aufbaut. Verluste sind dann sehr wahrscheinlich.
Nach meiner Auffassung gibt es keinen plausiblen Grund, dieses Risiko einzugehen.
Wenn schon Tiere gesetzt sind, lautet meine Empfehlung, entweder mit Filtermaterial
aus einem laufenden Becken anzuimpfen, und wenn das nicht geht, zumindest
„Starterbakterien“ aus der Tierhandlung zuzuführen.
Damit würden dann auch die ersten zarten Nitritkonzentrationen sofort abgebaut werden.
Du sparst dir damit den Firlefanz der ständigen Wasserwechsel oder Salzzugaben
zur Reduzierung der Nitritaufnahme.