Hallo,
am Anfang stand u.a. die Frage WF versus DNZ ===>Charakter?
und die Frage nach der individuellen Bandbreite in der Aggressivität/Durchsetzungsfähigkeit.
Selektion wirkt auch im Aquarium nicht nur durch den Halter. Im See haben die Männchen die besten Chancen, die am auffälligsten sind und erfolgreich ein Revier besetzen. Im Aquarium sorgen sehr aggressive Männchen für viel Streß bei den Weibchen. Das führt dann schnell zu weniger oder gar keinem Laichansatz, im Extremfall bei weiteren Haltungsfehlern zum Tod. Wenig aggressive Männchen haben dagegen unter Aquarienbedingungen oft mehr Erfolg, a) weil sie die Weibchen nicht zu Tode hetzen und b) die Weibchen mehr Ruhe haben und deshalb mehr Laichansatz haben. Bei WFNZ wird man kaum Änderungen in den Charaktereigenschaften feststellen. Bei Stämmen, die bereits 30 Jahre in Aquarienkultur sind, ist das dann eher möglich. Die Tiere aus solchen Stämmen sind oft deutlich weniger aggressiv. Doch auch da können immer noch Männchen mit dem ursprünglichen Aggressionspotential auftreten.
Gedächtnis ist eine Eigenschaft jeglicher Dinge. Der Hammer, der auf einen Stein saust, zertrümmert ihn. Die Trümmer zeigen die Spuren des Hammerschlags, diese sind quasi so etwas wie Gedächtnis. Fische haben ein Gehirn, folglich weitaus komplexere Gedächtnisleistungen als ein Stein. Außerdem funktioniert ihr Gehirn genauso wie unseres nach dem Prinzip "möglichst ökonomisch/ressourcenschonend". Dazu gehört Ritualisierung. Es wird also irgendwann auf den gleichen Schlüsselreiz/die vergleichbare Situation ritualisiert geantwortet. So wird Aggressivität/Fluchtverhalten/Revierbesitz/Rangordnung früher oder später häufig ritualisiert. Besonders gut funktioniert Ritualisierung bei übersichtlichen Verhältnissen, z.B. wenig Dekoration, wenig Fische etc. Im See gibt es kein alpha-Männchen wie im Aquarium.
Was sind die Schlußfolgerungen? Ich sehe Malawistik nicht unbedingt als Aquaristikeinsteigerspielwiese. DIE Einsteigerart gibt es sowieso nicht. Leute mit nur einem Aquarium stellen sich der größten Herausforderung, da sie wenig Möglichkeiten zum Reagieren haben: Behalten oder verkaufen/abgeben. Umsetzen geht da nicht. Richtig gut ist Malawistik erst mit Show-Becken + mindestens einem weiteren Becken irgendwo, das keine dekorativen Zwecke erfüllen muß. Dann kann ich z.B. Verletzte aufpäppeln oder ein übermäßig aggressives Einzeltier isolieren, Jungfische aufziehen, Quarantäne bei Neuanschaffungen machen etc..
Zu Beckengrößen: eine nackte Volumenangabe macht keinen Sinn. Eine Kombination von Mindestvolumen+Mindestbeckenlänge schon eher. Auch dann fehlt noch das Format: Buntbarschhaltung ist bei den meisten Arten auch eine Frage der Grundfläche. In die Höhe gebaute Becken machen nur bei sehr hochrückigen Fischen Sinn, z.B. Skalar, Diskus. Deshalb sind beim Kadango als Angabe nackte 600l oder 2000l ziemlich sinnlos. Bei aquaristischer "Intensivmast" schafft der locker 20 cm. Die Faustformel Beckenlänge:10=Maximalgröße der Fische ergibt dann 2 m Mindestbeckenlänge. Dann darf aber kein weiterer Fehler (zu übersichtliche Einrichtung, ungünstige Besatzzusammenstellung etc.) dazu kommen, wenn man mit dieser Art Erfolg haben will.
Ich sehe z.B. manche Lethrinops und Sand-Aulonocara als Einsteigerart, Voraussetzung dafür: Artbecken!
Aber welcher angehende Malawist möchte angesichts von Fire-Fish, ahli und & schon diese zart(er) gefärbten wenig plakativen Arten, wer will schon Lethrinops spec. "nyassae", ....
Ansonsten Einsteiger+150cm+300/400l: ca. 25 Fische gesamt, 4-8 Stück der Arten Labidochromis caeruleus "Yellow", Labidochromis spec. "Hongi red top", Iodotropheus sprengerae, dazu evtl. noch 1/3 echter Aulonocara, z.B. stuartgranti/baenschi/maleri/red rubin, SCHLUSS! Viele Malawisten aus der älteren Generation hatten vorher Mittelamerikaner und praktisch immer bereits Erfahrungen mit anderen Buntbarschen. Bei mir waren es u.a. der Maroni-Buntbarsch, Apistogramma borelli, Nannacara anomala, Telmatochromis bifrenatus. Meist war damals der Malawi-Einstieg Melanochromis, Labeotropheus und Maylandia, nur, wir hatten beim Start mit Malawis schon aquaristische Erfahrung und neben üblicher Deko Pflanzen im Becken.
Beste Grüße!
Uwe Prw.